Vom Bioenergiedorf zum Energiewendedorf

Starten Sie die Energiewende in Ihrer Kommune!

Energiewende, Klimawandel, PV-Anlagen, Solarthermie, Biogasanlagen, diese Begriffe prägen längst unseren alltäglichen Sprachgebrauch. Hier finden Sie unsere Vorschläge, wie der Umbau eines Dorfes hin zu einem “Energiewendedorf“ angepackt werden kann. Wie kann eine Kommune die eigene Energieversorgung von fossil/nuklearer Energie auf erneuerbare Energie umstellen?

Sie planen, Ihren Eigenbedarf an Energie in Eigenregie über regional verfügbare erneuerbare Energiequellen (ff. EE) zu decken? Sie planen, als Energiewendekommune Strom, Wärme und Kraftstoff vor Ort zu gewinnen?

Vielleicht denken Sie auch daran, neben der Deckung des Eigenbedarfes Energieüberschüsse zu erzeugen? Um diese Ihrer Region bereitzustellen und sich neue Einkünfte zu erschließen? Dann können Sie zur Deckung der Bedarfe nahegelegener städtischer Gebiete beitragen.

In beiden Fällen stellen sich folgende Herausforderungen:

I. Die Geburt der Idee

Der Start der Energiewende in einer Kommune ist eine Idee: Die Idee, dass und in welcher Form diese Transformation gelingen könnte. Wenn Sie oder eine Gruppe von Menschen Ihrer Kommune so eine Idee im Kopf haben, kommt es zunächst auf folgende Punkte an.

InitiatorInnengruppe bilden
Sprechen Sie Bekannte/Freunde im Ort auf Ihre Idee hin an.
Kompetenzen im Ort checken
Überlegen Sie gemeinsam, für welche Teile Ihrer Vision Experten im Ort sind: Z.B. Finanzierung, Technik, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit. Sprechen Sie diese an. Bilden Sie informelle Arbeitsgruppen, die einzelne Aspekte des Vorhabens genauer checken.
Soziale Machbarkeit vor Ort prüfen
Inwieweit ist Bereitschaft der Menschen der Kommune für eine gemeinschaftliche Energieversorgung ausgeprägt? Wie kann man die Bereitschaft, bei dem Vorhaben aktiv mitzuwirken, fördern?
Allianzen mit Lokalpolitik und Verwaltung
Sprechen SieIhre Gemeinderäte, OrtsvorsteherInnen, BürgermeisterInnen und zuständige VertreterInnen der Kommunalverwaltung an. Stellen Sie die Chancen Ihrer Vision anhand von konkreten Beispielen dar.

II. Von der Idee zur technischen Machbarkeitsstudie

Die folgenden Schritte sind Bestandteile einer Machbarkeitsstudie. Diese kann komplett in die Hände eines externen Planungsbüros übergeben werden. Je mehr und je intensiver Sie jedoch diese Schritte im Dorf reflektieren und bearbeiten, zum Beispiel in dorfinternen Arbeitsgruppen, desto sicherer werden Sie ortsangepasste Lösungen, die sich exakt an Ihren Vorstellungen orientieren, finden und umsetzen!

Den aktuellen Bedarf an Strom, Heizenergie und Treibstoff in der Kommune ermitteln
Wenn in Ihrer Kommune solche Daten bereits teilweise erhoben werden (z.B. für kommunale Betriebe, Gewerbebetriebe oder für Privathaushalte/-häuser), können Sie diese Daten als Grundstock verwenden. Unbekannte Bereiche sollten Sie schätzen, um einen möglichst genauen Überblick über den aktuellen Energiebedarf vor Ort zu bekommen.
Optionen für Reduktionsmöglichkeiten des aktuellen Bedarfs ermitteln
Was sich einsparen lässt, braucht man gar nicht erst erzeugen. Dieser Gedanke ist vor einem Umbau der Energieversorgung essentiell.
Verfügbare Ressourcen der erneuerbaren Energien ermitteln und Synergien prüfen
Stellen Sie die EE-Optionen, welche sich bei Ihnen vor Ort bieten, zusammen.
Technologien zur Energiegewinnung checken
Für Strom-, Kraftstoff- und Wärmeerzeugung sowie die Verteilung der Energie gibt es jeweils vielfältige Techniken. Hier kommt es darauf an, die für Sie passenden herauszufinden. Zum Beispiel gibt es sehr effiziente und damit wirtschaftlich attaktive Holzvergaser-Anlagen, welche aber jeweils nur mit ganz bestimmten Holzressourcen optimal arbeiten.
Aktuelle Wirtschaftlichkeit errechnen und Förderrahmenbedingungen eruieren (Technische Machbarkeitsstudie)
Hier geht es einerseits um die einmaligen Kosten bei Anschaffung und Bau der Anlagenbestandteile, andererseits um die Abschätzung der Wirtschaftlichkeit nach Start der Anlagen.
Finanzierungsplanung
Die Finanzierung von neuen Infrastruktur-Energieanlagen beruht in der Regel aus einem Mix aus Eigenanteilen (z.B. Genossenschaftseinlagen), Krediten und Finanzierung aus Förderprogrammen.

III. Vorplanung und Entwurfsplanung

Kommt die Machbarkeitsstudie zu einem positiven Ergebnis bezüglich der wirtschaftlichen Umsetzbarkeit des Vorhabens, also wenn das Investitionsvolumen zu stemmen ist und die Wirtschaftlichkeitsprognose für den Anlagenbetrieb positiv ist, folgen Vorplanung und Entwurfsplanung.

Vorplanung
Hier ist die Gründung einer Vorgesellschaft mit geeigneter Rechtsform zu empfehlen, welche die Lieferverträge für Energierohstoffe sowie die Vorverträge für die Abnahme von Energieprodukten organisiert und zum Abschluss bringt.
Entwurfsplanung
Hier stehen Überlegungen zum Unternehmensrisiko sowie zur Rechtsform der Betreibergesellschaft im Mittelpunkt. Die Vorgesellschaft wird dann von einer Betreibergesellschaft abgelöst, z.B. in Form einer Genossenschaft.

IV. Bauantrag und Bau

Diese Phase umfasst Einreichung und Bewilligung des Bauantrags, die Verteilung der Bauarbeiten auf kompetente Ausführende und das Baugeschehen.

Bauantrag
Die Betreibergesellschaft reicht den Bauantrag bei den zuständigen Behörden ein.
Eigenleistungen festlegen und Ausschreibung der Bauarbeiten
Nach Genehmigung der Bauarbeiten kann überlegt werden, ob/welche der auszuführenden Arbeiten in Eigenregie übernommen werden können. Die anderen Arbeiten sind auszuschreiben und entsprechende Firmen werden nach Erfahrung und Kostengesichtspunkten ausgewählt.
Bau
Hurra, es wird gebaut. Hier wünschen wir Ihnen, dass alles planmäßig und mit wenig unvorhergesehenen Ereignissen abläuft.

V. Regionale Verteilung/Vermarktung

Wenn Sie Überschüsse produzieren, wie es bei der Stromgewinnung sehr wahrscheinlich ist, müssen diese vermarktet werden. Es gibt schon einige schöne Beispiele, wie so eine Vermarktung regional verankert werden kann.

Mögliche Betreibergesellschaften
Wenn Energieüberschüsse aus Ihrem Dorf in die Region abgegeben werden können, empfiehlt es sich, in der eigenen Region neue Gesellschaften zu gründen, welche die Verteilung und Vermarktung der EE-Energieflüsse in der Region übernehmen.
Neue Infrastrukturen und deren Besitzverhältnisse
Bei der Wende hin zu dezentralen EE Anlagen nimmt die Bedeutsamkeit bestehender Infrastrukturelemente ab (z.B. Strom-Megatrassen durchs Land) – und neue Infrastrukturelemente erlangen hohe Bedeutung.

Die Schritte wurden konzipiert von Peter Schmuck (peterschmuck@gmx.de).